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UNHCR/IOM/MMC-Bericht zu Gewalt und Gefahren auf afrikanischen Landrouten

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UNHCR/IOM/MMC-Bericht zu Gewalt und Gefahren auf afrikanischen Landrouten

10 Juli 2024
Eine Gruppe von Männern in einem Internierungslager für Flüchtlinge und Migranten in Tripolis © UNHCR/Iason Foounten

Flüchtlinge und Migrant*innen sind weiterhin extremen Formen von Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung ausgesetzt, nicht nur auf See, sondern auch auf den Landrouten quer über den afrikanischen Kontinent in Richtung Mittelmeerküste. Dies geht aus einem neuen Bericht hervor, der von UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und dem Mixed Migration Centre (MMC) unter dem Titel „On this journey, no-one cares if you live or die” (Volume 2) (deutsch: „Auf dieser Reise kümmert es niemanden, ob du lebst oder stirbst") veröffentlicht wurde.

Der Bericht umfasst die weit weniger dokumentierten und veröffentlichten Gefahren, denen Flüchtlinge und Migrant*innen auf den Landrouten Richtung Mittelmeer ausgesetzt sind. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr Menschen die Sahara durchqueren als das Mittelmeer. Und die Zahl der Todesfälle von Flüchtlingen und Migrant*innen in der Wüste ist vermutlich doppelt so hoch wie die Zahl der Todesfälle auf dem Meer.

Im Bericht, der einen Zeitraum von über drei Jahren umfasst, wird davor gewarnt, dass die Zahl der Menschen, die diesen gefährlichen Landweg wagen, und die Schutzrisiken, denen sie dort ausgesetzt sind, zunehmen.

Zum Teil ist das auf die Situation in den Herkunfts- und Aufnahmeländern zurückzuführen: Neue Konflikte in der Sahelzone und im Sudan, die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels und Katastrophen im Osten und am Horn von Afrika verschlechtern die Situation ebenso wie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, die Flüchtlinge und Migrant*innen betreffen.

Der Bericht stellt außerdem fest, dass Flüchtlinge und Migrant*innen zunehmend Gebiete durchqueren, in denen aufständische Gruppen, Milizen und andere kriminelle Akteure operieren und in denen Menschenhandel, Entführungen gegen Lösegeld, Zwangsarbeit und sexuelle Ausbeutung weit verbreitet sind. Einige Routen verlagern sich nun in entlegenere Gebiete, um aktive Konfliktzonen oder Grenzkontrollen durch staatliche und nichtstaatliche Akteure zu vermeiden, wodurch die Menschen auf der Flucht noch größeren Risiken ausgesetzt werden.

Flüchtlinge und Migrant*innen berichten von Folter, körperlicher Gewalt, willkürlicher Inhaftierung, Tod, Entführung zur Erpressung von Lösegeld, sexueller Gewalt und Ausbeutung, Versklavung, Menschenhandel, Zwangsarbeit, Organentnahme, Raub, kollektiver Ausweisung und Abschiebung.

Kriminelle Banden und bewaffnete Gruppen sind Berichten zufolge die Hauptverantwortlichen für diese Übergriffe - neben Sicherheitskräften, Polizei, Militär, Einwanderungsbeamten und Grenzschutzbeamten.

Obwohl sich die internationale Gemeinschaft zur Rettung von Menschenleben und zur Bewältigung von Gefahren im Einklang mit dem Völkerrecht verpflichtet hat, warnen UNHCR IOM und MMC, dass die derzeitigen internationalen Maßnahmen unzureichend sind.

Entlang der zentralen Mittelmeerroute gibt es große Lücken in Bezug auf Schutz und Unterstützung, was Flüchtlinge und Migrant*innen dazu veranlasst, sich auf gefährliche Reisen zu begeben. Spezifische Unterstützung und Zugang zu Gerichtsbarkeit für Überlebende verschiedener Formen des Missbrauchs sind auf der gesamten Route kaum verfügbar. Die unzureichende Finanzierung und die Beschränkungen des Zugangs für humanitäre Organisationen (auch zu wichtigen Orten wie informellen Haftzentren und Auffanglagern) behindern die Hilfe ebenfalls.

UNHCR, IOM, Partner und mehrere Regierungen haben ihrerseits die lebensrettenden Schutz- und Hilfsmaßnahmen entlang der Routen verstärkt - aber humanitäre Maßnahmen reichen nicht aus.

Die Organisationen fordern konkrete, an die Routen angepasste Schutzmaßnahmen, um Leben zu retten und das Leid zu verringern. Gleichzeitig braucht es Fortschritte bei der Bekämpfung von Fluchtursachen und irregulärer Migration - durch positive Maßnahmen zur Friedenskonsolidierung, bei der Achtung der Menschenrechte, Regierungsführung, Ungleichheit, Klimawandel und beim sozialen Zusammenhalt sowie sichere Aufnahmemöglichkeiten für Migrant*innen und Flüchtlinge. Diese sollten Herkunfts-, Asyl-, Transit- und Zielländer umfassen.

UNHCR IOM und MMC hoffen, dass die Ergebnisse des Berichts die Maßnahmen zur Beseitigung der derzeitigen Lücken in der Reaktion auf Menschen auf der Flucht unterstützen werden.

Der Bericht ist hier abrufbar.